DIE HUNDETRIEBE

Ein paar Worte über die alles bestimmenden Triebe

Jegliche Aktionen unserer Hunde werden von Trieben ausgelöst und bestimmt, ohne diese Triebe würde es kein Überleben und kein Lernen geben. Während uns im Zusammenleben mit unserem Hund einige dieser Triebe immer wieder auffallen, sind uns die meisten dieser Triebe und auch deren Funktion unbekannt.

Vor allem aber muß uns bewußt sein, das diese Triebe für das Leben lebenswichtig sind und wir diese Triebe beim Hund nicht abstellen können. Sie sind von morgens bis abends immer vorhanden und jederzeit auslösbar. In Bezug auf die Ausbildung des Hundes können wir diese Triebe lediglich fördern oder hemmen, abstellen können wir sie nicht.

Manche Triebe kommen erst mit der körperlichen Ausreifung des Hundes zur vollen Entwicklung. Andere sind bereits im früher Alter voll entwickelt, reifen aber erst mit dem Erfolg voll aus.

Zum besseren Verständnis seien hier erst einmal die wichtigsten beim Hund vorhandenen Triebe sowie weitere Stichworte erwähnt:

- Aktivierung eines Triebes

- Ausleben eines Triebes

- Individualdistanz

- Übersprungshandlungen

Ersatzhandlungen, die dem Hund angeboten werden sollten im Bereich folgender Triebe

- Meutetrieb

- Ruhetrieb

- Beutetrieb

- Körperausscheidungstrieb

- Fresstrieb

- Muttertrieb

- Neugierdetrieb

- Pflegetrieb

- Fluchttrieb

- Jungtiertrieb

- Aggressionstrieb

- Sexualtrieb

- Körperpflegetrieb

Aktivierung eines Triebes

All diese Triebe sind in unserem Hund vorhanden und werden bei einem entsprechendem Reiz aktiviert.

Da jeder Hund einen unterschiedlichen Charakter hat, wird je nach Charakter ein Trieb immer nur dann ausgelöst, wenn ein dem Charakter des Hundes entsprechend starker Reiz vorhanden ist, diesen Trieb auszulösen. Einfach gesagt genügt bei einem Hund schon ein sich schnell bewegendes Objekt um den Jagdtrieb auszulösen, bei einem anderem Hund muß zur Triebauslösung direkt vor ihm ein Hase wegrennen.

Ab wann ein Hund auf einen bestimmten Reiz reagiert, wird als Reizschwelle bezeichnet. Diese Reizschwellen sind bei ein und dem selben Hund je nach jeweiligem Trieb unterschiedlich hoch oder niedrig. Ein Hund mit niedriger Reizschwelle in Bezug auf den Jagdtrieb wäre der erstgenannte Hund welcher bereits auf ein sich schnell bewegendes Objekt reagiert.

Diese Reizschwelle ist aber nicht nur vom jeweiligen Trieb und dem Charakter des jeweiligem Hundes abhängig sondern auch von der Umwelt und der Dauer des Zeitraumes wann der jeweilige Reiz letztmals auftrat.

So wird zum Beispiel der Aggressionstrieb im Revier des Hundes (Zuhause) eher aktiviert (die Reizschwelle ist niedriger), als in ihm unbekannter Umgebung. Handelt es sich um einen ängstlichen Hundecharakter führt die Angst zu einem gegenteiligem Verhalten, der Aggressionstrieb wird in unbekannter Umgebung eher aktiviert, als in "sicherer" Umgebung.

Hat ein Hund lange nichts zu fressen bekommen wird der Jagdtrieb schon bei sehr viel geringeren Reizen ausgelöst als im Normalfall, wenn der Reiz (Futtergeruch) erst vor kurzem vorhanden war. Die Anwesenheit des Hundeführers (Rudelführers) kann diese Triebauslösung hemmen (beim Verbot der Nahrungsaufnahme) oder verstärken (Rascheln einer Tüte in Erwartung von Futter).

Der Reiz, welcher bei einem Hund einen Trieb aktiviert, wird Schlüsselreiz genannt. Dieser Schlüsselreiz führt zur sogenannten Triebstimmung. Diese wiederum zur Instinkthandlung, mit folgender Endhandlung und anschließender Triebbefriedigung.

Viele Fremdworte deshalb noch mal der Versuch dies mit einem Beispiel zu verdeutlichen.

Der Hund ist Zuhause und wird normalerweise am Abend gefüttert. Wenn die normale Fütterrungszeit naht, wird die Reizschwelle beim Hund herabgesetzt, er wird jetzt auf relativ kleine Reize reagieren.

Wird nun die Schublade vom Küchenschrank geöffnet und der Hund vernimmt das Geräusch des Besteckkastens, wird diese Reizschwelle noch weiter heruntergesetzt.

Empfängt nun die Hundenase den Geruch der geöffneten Dose (Schlüsselreiz) wird dieser Reiz sofort an das Gehirn und den Magen des Hundes weitergeleitet (Triebstimmung). Der Hund fängt an herumzulaufen, seine Schüssel zu holen oder zu Suchen (Instinkthandlung). Kann der Hund nun Fressen (Endhandlung) wird der Trieb befriedigt (Triebbefriedigung).

Nur die Endhandlung führt zu einer Triebbefriedigung, also zu einer Spannungslösung. Dies ist für den Umgang mit Hunden ein sehr wichtiger Aspekt, da es oftmals in der Ausbildung und im normalen Umgang mit Hunden zwar zu Schlüsselreizen, Triebstimmungen und Instinkthandlungen kommt, dem Hund jedoch die Endhandlung verwehrt wird. Dies bedeutet für den Hund eindeutig Streß mit den entsprechenden Folgen.

Als einfaches Beispiel kann man sich dies an einem Dampfkochtopf vorstellen. Wird dessen Inhalt ständig weiter erhitzt, entsteht ein immenser Druck der sich zwangsläufig entladen muß. Ist hier kein Ventil vorhanden, durch welches der immer stärker werdende Druck entweichen kann, muß sich eine andere Öffnung finden lassen. Dieses Entweichen ist zwar mit anfangs noch zu verhindert, bei zu großem Druck jedoch nicht mehr. Die Druckentladung erfolgt unkontrollierbar.

Dieses Phänomen finden wir im Umgang mit Hunden ständig, und dies meist nur aus mangelndem theoretischen Wissen der Hundeführer über das Wesen des Hundes und die Zusammenhänge bestimmter Verhaltensabläufe.

Auch beim Hund ist die Endhandlung nur durch extreme Einwirkung des Hundeführers beeinflußbar. Auf Hundeplätze ist dies vor allem beim Schutzdienst, wenn der Hund endlich in den Schutzarm beißen durfte, bei jeder Übungsstunde zu beobachten. Um diese Endhandlung zu beeinflussen (der Hund soll auf Kommando loslassen) gehen manche Hundeführer sogar soweit Elektroschocks einzusetzen. Im jagdlichem Bereich finden sich ebenfalls viele Beispiele hierfür. Nicht umsonst kommt es zu einer immer größeren Verbreitung der Teletaktgeräte. Hier werden dem Hund (auch in vielen Hundeschulen) Schmerzen zugefügt, weil die o.g. Zusammenhänge unbekannt sind oder weil man zu faul ist diesen Zusammenhängen Rechnung zu tragen und die Ausbildung anders aufzubauen.

Bei zu starker Triebstimmung und fehlenden Endhandlungen kommt es zu sogenannten Leerlaufhandlungen, welche einen Schutz der überbeanspruchten Nerven bewirken. Diese Leerlaufhandlungen sind uns insbesondere bei Zwingerhunden oder Zootieren bekannt (Kreisdrehen, Weben der Elefanten, Hospitalismus).

Wird der Hund einem Schlüsselreiz immer wieder ausgesetzt, wird er bei entsprechend langer Dauer nicht mehr in Triebstimmung kommen. Es kommt zu einer Instinktermüdung. Dieses Phänomen finden wir bei allen Hunden bei denen mit Futter ausgebildet wird. Je häufiger dem Hund der Schlüsselreiz Futter angeboten wird, desto weniger wird er in Triebstimmung versetzt, es kommt zu keiner Instinktbewegung mehr (von uns geforderte Handlung des Hundes z.B. Sitz). Die Ausbildung des Hundes mit immer wieder den gleichen Schlüsselreizen, die zudem oftmals zu einer Triebstimmung führen die gar nichts mit den geforderten Instinkthandlungen gemein haben, ist auf Dauer vollkommen sinnlos und führt lediglich zu der unbeabsichtigtem Ausbildung eines Fehlverhaltens beim Hund.

Übersprungshandlungen

Werden zwei Triebe angesprochen und es kommt bei beiden jedoch nicht zu einer Endhandlung (beide Ventile sind zu), muß sich der so entstandene Druck einen anderen Weg suchen und dies meist auf einem Weg der unsererseits keinesfalls beabsichtigt war (der Kessel explodiert).

Ist die Abreaktion noch im angesprochenen Trieb möglich, findet dies meist an einem Ersatzobjekt statt (zwei gleichstarke Hunde bedrohen sich, sind aber an der Leine und es kann zu keiner Endhandlung kommen – ein anderer, schwächerer Hund kommt vorbei und bekommt die Prügel). Ist dies nicht möglich entlädt sich der aktivierte Trieb in einem anderem Triebbereich (z.B. in o.g. Fall Zerbeißen eines Stockes).

Werden zwei durch unterschiedliche Schlüsselreize unterschiedliche aber gleich starke Triebe beim Hund aktiviert, kommt es zu sogenannten Übersprungshandlungen, was auch einen Schutz der Nerven bewirkt. Diese Übersprungshandlungen hat jeder schon bei seinem Hund mehrfach gesehen, sie jedoch meist falsch gedeutet.

Als am häufigsten vorkommende Übersprungshandlungen sind folgende körperlichen Reaktionen des Hundes zu erwähnen:

- Bellen, bis zu Extremformen

- Umher rennen, bis zu Extremformen

- Stereotype Verhaltensformen, bis zu Extremformen

- Harnen

- Gähnen

- Scharren, bis zu Extremformen

- Kratzen und Lecken, bis zu Extremformen

- Schütteln

- Aufreiten

- Aggression, bis zu Extremformen

- Schlafen andeuten, Totstellen, bis zu Extremformen

- Depression, Apathie bis zu Extremformen

Während uns Extremformen durchaus auffallen, jedoch nicht als Übersprungshandlungen, sind uns die "normalen" Übersprungshandlungen, Gähnen, Bellen, Umherlaufen und Harnen, oftmals nicht bewußt.

Zeigt ein Hund während der Ausbildung eine dieser Übersprungshandlungen sollte dies für uns bedeuten, daß der Hund nicht weiß was er machen soll. Wir müssen uns ihm gegenüber deutlicher ausdrücken, den gewollten Schlüsselreiz so erhöhen, damit es zu der von uns gewollten Triebstimmung beim Hund kommen kann und die konkurrierende von uns ungewollte Triebstimmung nicht so stark ist.

Meist ist die konkurrierende Triebstimmung das Meideverhalten / Fluchttrieb des Hundes. Ein Trieb mit dem wir unbewußt aber extrem häufig in der Ausbildung mit dem Hund arbeiten.

Während mit dem Meideverhalten beim verantwortungsbewußtem Hundeführer in der Ausbildung durchaus gearbeitet werden kann, sollte alles was beim Hund Angst auslöst dringend vermieden werden.

Angst wird vom Hund meist als Todesangst empfunden aus der Unabwägbarkeit seiner hundlichen Welt.

Zudem können Hunde einschneidendes Erleben ohne sofortige Reaktion.

Sinneseinflüsse werden bei Hunden erst im Kurzzeitgedächtnis und erst später im Langzeitgedächtnis gespeichert. So wäre es z.B. möglich den Hund sofort noch einem angsteinfößendem Erlebnis in einem Tiefschlaf zu versetzen und dieses Ereignis würde sich nicht im Langzeitgedächtnis festsetzen.

Ein Hund welcher zu den Kühen auf die Weide will und an dem Strom führendem Zaun einen Schlag erhält, wird am nächsten Tag ein Meideverhalten der Weide gegenüber zeigen und eventuell nach Wochen ein Meideverhalten Kühen gegenüber.

Für uns ist im Umgang mit Hunden jedoch weitaus wichtiger, daß sich Ängste beim Hund nicht im Laufe der Zeit bessern, sondern im Laufe der Zeit immer stärker werden, wenn unsererseits keine Einflußnahme erfolgt. Und dies mit 100 %er Sicherheit.

Ein Hund bei dem z.B. im Schlaf während eines Sturmes das Fenster zuschlägt, wird aus dem Tiefschlaf heraus durch den Knall in Angst versetzt. Den Auslöser der Angst kann der Hund jedoch nicht bestimmen. Unsere gut gemeinte aber vollkommen falsche Reaktion, den Hund mit entsprechender Stimme zu beruhigen, führt beim Hund lediglich dazu den Knall noch wichtiger zu nehmen.

Im Unterbewußtsein hat der Hund im Schlaf zudem das Geräusch des Windes wahrgenommen. Beim nächsten Sturm schlägt das Fenster wieder zu. Nun wird der Hund zukünftig bereits auf das Geräusch des Windes reagieren. Im Laufe der Zeit sogar auf das Geräusch, das die in den Straßenlaternen befindlichen Kabel erzeugen, wenn der Wind die Laternen bewegt. Der Hund wird auch in wachem Zustand allein auf das Kabelräusch mit Angst reagieren.

Bei fast allen Hunde, welche auf Knaller an Silvester oder Gewitter mit Angst , besser gesagt mit Panik, reagieren ist die Phobie so entstanden.

Jedoch sind alle Phobien beim Hund mit den entsprechenden Gegenmaßnahmen korrigierbar. Meist ist jedoch ein entsprechender Aufwand, Wissen und Zeitaufwand von Nöten. Dies sollte uns jedoch unser Hund wert sein.

Es sei noch erwähnt, daß medizinische Maßnahmen meist nicht erfolgreich sind, nicht weil es keine medizinischen Präparate gibt, sondern weil deren gezielter Einsatz in Deutschland den Tierärzten meist nicht bekannt ist, bzw. weil keine entsprechende Erfahrung über dauerhafte Erfolge vorliegt.

In Bezug auf Angst sollten zudem noch die Begriffe Individualdistanz und Fluchtdistanz erwähnt werden.

Individualdistanz

Unter Individualdistanz versteht man die Entfernung bzw. Nähe die ein Hund duldet ohne darauf mit Aggression zu reagieren. Diese Individualdistanz ist, wie der Name schon sagt, vom einzelnem Individuum, seinem Charakter abhängig.

Sie ist notwendig um das Rudelgefüge aufrecht zu erhalten. Hierbei ist nicht nur die körperliche Nähe Ausschlag gebend sondern auch der Sichtkontakt. Mit Hilfe des Fixierens kann bereits die Individualdistanz aufrecht erhalten oder gestört werden.

Im Zirkus wird durch die Bewegung des Dompteurs und seines Stockes meist mit dieser Individualdistanz gearbeitet.

Einfach ausgedrückt kann man sich vorstellen, daß um jeden Hund zwei verschieden große gedachte Kreise gezogen sind, die jeweils eine Grenze darstellen. Wird von einem anderem Sozialpartner, also auch uns, die äußere Grenze überschritten, reagiert der Hund meist mit Meideverhalten, d.h. er zieht sich weiter zurück. Da sich die Kreise mit dem Hund bewegen, kann er jetzt noch mit Flucht reagieren. Ist ihm aber die Fluchtmöglichkeit versperrt, muß er ab einem bestimmten Punkt mit Aggression reagieren. Beachten wir die Reaktionen des Hundes nicht und überschreiten den zweiten engeren Kreis ebenfalls, welcher meist in sehr enger körperlicher Nähe des Hundes ist, kommt es zwangsläufig zum Angriff des Hundes, wobei sein Körper sämtliche Symptome von Angst zeigt. Dies kann uns mit jeder Maus passieren, die in der Ecke sitzt und die wir einfangen wollen.

Hört sich sehr theoretisch an, ist aber bei jedem Spaziergang mit dem angeleintem Hund zu beobachten.

Dem angeleinten Hund ist die Fluchtmöglichkeit versperrt. Beim Überschreiten des äußeren Kreises durch einen anderen Hund kommt es zur ersten Reaktion, dem Bellen als Abwehr damit der andere nicht noch näher kommt. Kommt dieser doch näher, kommt es nach kurzzeitiger Unsicherheit des angeleinten Hundes meist doch zur Aggression aus Angst oder Sicherheit weil der andere Hund die Individualdistanz des Angeleinten nicht beachtet hat.

Auch beim Liegen auf dem Sofa finden sich derartige Ausdrucksformen. Das Alphatier hat immer einen bevorzugten Stammplatz der bei seiner Anwesenheit nur von ihm benutzt werden darf. Achtet ein Sozialpartner den Platz nicht wenn das Alphatier hier liegt kommt es zur entsprechenden Aggression. Sollte ihr Hund sie anknurren oder nicht vom Sofa unaufgefordert verschwinden wollen, können Sie sich nun selber Gedanken darüber machen wer das Alphatier ist.

Abschließend sei noch gesagt, daß Angst, insbesondere durch soziale Konflikte begründete Angst oft zu Neurosen führt, wenn nicht versucht wird die Angst zu beheben.

Auch schwere bis schwerste körperliche Organschäden im Bereich von Herz, Kreislaufsystem, Magen und Darmbereich, Haut und Nerven können ihre Ursache darin haben, daß Ängste nicht behoben wurden.

Ausleben von Trieben

Wie bereits erwähnt ist vieles von den Trieben und deren Befriedigung beim Hund abhängig. Wer dies Kapitel aufmerksam gelesen hat, wird jedoch auch festgestellt haben, daß wir uns hier wieder einmal gar nicht so sehr vom Hund unterscheiden.

Im Gegensatz zu uns, ist es dem Hund jedoch meist unmöglich einen aktivierten Trieb zu befriedigen, die meisten Triebe können niemals befriedigt werden.

Sexualtrieb meist immer unbefriedigt, aber bei Hündinnen zwei mal im Jahr sehr stark aktiviert, bei Rüden sehr oft und immer wieder.

Meutetrieb nur sehr begrenzt befriedbar, da der Hund meist lange Zeit allein zu Hause bleiben muß und in der verbleibenden Zeit nur dann Befriedigung erfährt wenn er im Haus bleiben darf.

Beutetrieb auf natürliche Art für den Hund nicht befriedbar.

Jagdtrieb außer bei Jagdhunden für unsere Hunde komplett nicht befriedbar, mit der Ausnahme Mäuse bei manchen Hunden

Fresstrieb: siehe Kapitel Ernährung

Aggressionstrieb nur sehr begrenzt und vor allem nicht auf hundliche Art befriedbar, da die meisten unserer Hunde nicht im Hunderudel leben

Fluchttrieb oft für den Hund nicht befriedbar, er muß im Gegenteil Situationen aushalten, bei denen normalerweise der Fluchttrieb stark aktiviert ist.

Muttertrieb nicht befriedbar bei fast allen Hündinnen – auch wenn sie einmal Junge bekommen haben

Pflegetrieb meist nur an Ersatzobjekten befriedbar insbesondere während der Scheinschwangerschaft

Jungtiertrieb begrenzt befriedbar, stößt jedoch meist auf unser Unverständnis

Körperpflegetrieb meist befriedbar, jedoch nur auf menschliche Art, hundliche Verhaltensweise (wälzen) werden oft unterbunden

Körperausscheidungstrieb nur dann befriedbar wenn wir es wollen und wo wir es wollen, insbesondere Markierungsverhalten wird von uns für den Hund unverständlich gebremst

Ruhetrieb bei verantwortungsvollen Hundehaltern befriedbar

Neugierdetrieb nur sehr begrenzt befriedbar

Wie oben beschrieben kann der Hund die meisten der vorhandenen Triebe in unserer Welt nicht mehr ausleben, aber durch entsprechende Schlüsselreize werden diese gleichwohl immer wieder aktiviert.

Dies ist nun kein Fehler der Natur. Im Gegenteil, hier sind sie für den Hund überlebenswichtig, nur in die Menschenwelt passen sie nicht mehr.

Unsere Aufgabe muß es somit sein unserem Hund entsprechenden Ersatz anzubieten, auch wenn wir ihn nicht für alle Triebe einen entsprechenden Ersatz anbieten können. Einige der Triebe / Ersatzendhandlungen sind zudem für die Ausbildung des Hundes äußerst hilfreich. Wir müssen es nur zu nutzen wissen.

Sexualtrieb

Einer der Triebe für den wir dem Hund keine Ersatzhandlungen anbieten können. Einige Hunde suchen sich jedoch selbständig entsprechende Ersatzhandlungen, die wir je nach Ausübung jedoch wiederum unterbinden sollten.

Als erstes sei hier das Aufreiten (Rüde und Hündin) genannt, insbesondere am Menschen. Zwar hat das Aufreiten auch eine Dominanzfunktion (z.B. Rüde an Rüde), aber vor allem diese sollte beim Hund rigoros unterbunden werden, wenn er sie am Menschen ausführt. Führt er diese an einem anderem Hund aus, ist dies durchaus normal. Bei hyperaktiven Rüden, insbesondere Junghündinnen gegenüber, sollte dieses Verhalten durch den Rudelführer / Mensch gebremst werden.

Sucht sich der Hund (Rüde) andere Objekte ( z.B. Stofftiere) hierfür aus, so liegt es bei jedem selber, ob er dieses Verhalten bei seinem Hund duldet oder nicht. In Erinnerung sollte jedoch behalten werden, daß im Rudel nur der ranghöchste Rüde zum Zuge kommt und dies somit unser Vorrecht wäre. Bei rangniedrigen Rüden entstehen deshalb keinerlei Schäden, wenn sie sexuell nicht zum Zuge kommen. Der Sexualtrieb ist aber einer der Motivationen die Rangposition zu verbessern.

Meutetrieb

Für diesen Trieb sind wir selber der Ersatz. Hier liegt es ausschließlich an uns selber, dem Hund soviel wie möglich die Gelegenheit dafür zu geben diesen Trieb zu befriedigen.

Ein Hund muß immer die Möglichkeit haben Sozialkontakt mit anderen Hunden zu haben, auch auf die Gefahr hin, daß einmal eine Rauferei entstehen kann. Und dies gilt für jeden Hund, sei es ein Pitbull oder ein Yorkshire Terrier. In jedem unserer Hunde, gleich welcher Rasse oder Mischung sind noch die gleichen wölfischen Anlagen vorhanden. Würde man unsere Hunde in den ersten Wochen und Monaten ohne menschlichen Kontakt aufwachsen lassen, würde sich ihr Verhalten von dem der wildlebenden Wölfe nicht sehr unterscheiden.

Auch der Sozialkontakt mit uns als Rudelersatz sollte nach Möglichkeit immer gegeben sein. Eine Zwingerhaltung, Kettenhaltung aber auch die Haltung des Hundes auf einem sehr großen Gartengelände ohne ausreichend menschlichen Kontakt ist sozial keineswegs gerechtfertigt. Man kann durchaus einen sehr großen Hund in einer sehr kleinen Wohnung halten, wenn er über genügend Sozialkontakt mit uns verfügen kann, aber einem Hund zwar einen Garten aber zuwenig Sozialkontakt anzubieten führt zwangsläufig beim Hund zu Verhaltensstörungen.

Wir haben den Hund zu uns geholt und ihm den Sozialkontakt zu anderen Hunden, zu seinem Rudel entzogen – also müssen wir der Ersatz hierfür sein und dies rund um die Uhr.

Ein Hund wird niemals verstehen warum wir gehen, Arbeit ist für den Hund ein Wort welches er niemals verstehen wird. Das Rudel entfernt sich und läßt ihn allein zurück. Daran wird der Hund sich zwar im Laufe der Zeit gewöhnen und entsprechend ruhig (in Wirklichkeit apathisch) reagieren, verstehen wird er es jedoch nie. Wie man in den Urlaub fahren kann ohne seinen Hund, den Hund an Weihnachten in das Tierheim bringt, kann ich schon nicht verstehen, wie soll es dann ein Hund verstehen. Sicherlich gibt es Situationen in denen es unabdingbar ist den Hund allein zu lassen, wir sollten jedoch soviel Verantwortung haben, dies so wenig wie möglich zu machen.

Der Meutetrieb ist aus diesem Grund auch die beste Möglichkeit für uns bei der Ausbildung des Hundes. Zudem ist dieser Trieb immer aktivierbar und wir brauchen keinerlei Hilfsmittel, wir haben uns ja selber.

Leider wird mit dem Meutetrieb aus Unwissenheit in der Ausbildung viel zu wenig gearbeitet.

Beutetrieb

Mit Beutetrieb ist das Schlagen bzw. Greifen der Beute gemeint. Auch dieser Trieb ist auf natürliche Art für den Hund nicht nur sehr begrenzt befriedbar, z.B. indem man seinem Hund erlaubt bestimmte Tiere zu jagen.

Zwar könnte jetzt der Widerspruch kommen, daß ein Hund, welcher zum jagen animiert wird erst recht jagen geht. Dies ist jedoch keinesfalls so. Ein Hund der von uns lernt, daß er z.B. Mäuse jagen darf, lernt von uns nichts anderes als von einem Wolf. Auch hier lernen die Welpen bestimmte Tiere nicht zu jagen, ja es ist sogar so, daß die Welpen zwar Kleintiere selbständig, instinktmäßig töten können, das Töten größerer Beutetiere erst erlernen müssen. Sie können z.B. zwar Rehe jagen, den Tötungsbiß müssen sie jedoch von einem erfahrenen Alttier erlernen.

Auch wird ein Junghund vom Altwolf sehr schnell und äußerst hart diszipliniert, wenn er zum Beispiel eine giftige Schlange jagen will. Würde der Altrüde hier nicht hart durchgreifen, würde der Junghund die Erfahrung, daß diese Schlange für ihn tödlich ist, nur einmal machen können.

Wir können also dieses Verhalten der Wölfe durchaus übernehmen, ohne uns einen Jäger zu erziehen. Was geschehen wird ist allerdings, daß unser Hund mit seiner Jagdmethode auf Mäuse immer erfolgreicher wird. Selbstverständlich sollten wir unserem Hund auch erlauben die gefangene Maus auch zu fressen, ansonsten wäre das Töten der Maus durch unseren Hund nicht zu rechtfertigen. Auch die Maus hat ein Recht zu leben.

Ich weiß, daß Mäuse Bandwürmer übertragen können und daß unser Hund zudem von uns genügend zu fressen bekommt, also keine Mäuse jagen muß um satt zu werden.

Aber wir sollten unserm Hund zumindest noch Ansätze eines natürlichen Lebens erlauben und ein Bandwurm (den er auch durch Flöhe bekommen kann) ist kein Weltzusammenbruch. Zudem kann ein Hund durch das Fressen von Mäusen Ernährungsbestandteile (z.B. Fell) aufnehmen, welche ihm durch die von uns angebotene Nahrung vorenthalten werden.

Das Mäusejagen reicht jedoch nicht aus den vorhandenen Trieb ausreichend zu befriedigen, d.h. wir müssen für weiteren Ersatz sorgen. Beutespiele jeglicher Art mit entsprechenden Ersatzobjekten (Ball, Stock, Sack etc.) führen zu einer entsprechenden Triebbefriedigung und können zudem sehr gut für die Ausbildung genutzt werden.

So gesehen wäre die Schutzhundeausbildung eine hervorragende Möglichkeit, leider gibt es jedoch entschieden zuwenig Schutzdiensthelfer (eigentlich Beuteanbieter), die entsprechend ausgebildet sind und verantwortungsvoll mit dem jeweiligem Hund umgehen.

Hier spielen leider andere Gesichtspunkte eine Rolle, so daß es so gut wie unmöglich sein wird einen entsprechenden Helfer, geschweige denn einen entsprechenden Verein, zu finden der unseren Hund entsprechend fördern würde. Die einzigste Möglichkeit liegt deshalb darin dies selber auszuführen.

Weitere Ersatzhandlungsmöglichkeiten liegen im Bereich des Apportierens, wobei uns selber hierbei keinerlei Grenzen gesetzt sind. Die Möglichkeiten erstrecken sich vom Tragen der Zeitung, über das Apportieren eines Balles, bis hin zur kombinierten Verlorensuche eines Schlüssels mit anschließendem Apportieren.

Jagdtrieb

Beim Jagdtrieb gilt das zuvor beim Beutetrieb bereits genannte mit einem wichtigen Zusatz.

Es wurde bereits erwähnt, das eine Endhandlung beim Hund meist nur noch mit starken Zwangsmittel unterbrochen werden kann. Während also das Beutegreifen letztendlich nur schwer zu bremsen ist, da der Hund versucht seine Beute zu reißen und anschließend auch zu verteidigen, kann beim Jagdtrieb noch eingegriffen werden.

Dies wird in der Ausbildung fast immer vernachlässigt. Hat ein Hund die Tendenz zu jagen, wird immer versucht dem Hund die Beute als unangenehm zu vermitteln.

Viel einfacher ist es jedoch den Hund im Ansatz, d.h. wenn er sich anschickt jagen zu gehen zu bremsen. Auch hier ist ein entsprechender Zwang notwendig, da ein Hund ein Verhalten, welches bisher für in positiv war, nur dann unterlassen wird, wenn er lernt, daß dies nunmehr negativ für ihn ist und er diesen negativen Einfluß vermeiden kann, indem er ein anderes Verhalten ausführt, welches positive Folgen für ihn hat.

Einfach gesagt, einen Hund zu bremsen, wenn er die Beute bereits hat (Endhandlung), wird nicht funktionieren. Ebenfalls das Jagen selber (Endhandlung) zu bremsen wird nicht funktionieren.

Auch mit Teletaktgerät nicht auf Dauer (ich kennen keinen einzigen Hund bei dem es auf Dauer gewirkt hat).

Sehr wohl aber kann ich den Hund in der Triebstimmung (suchen, Spur aufnehmen etc.) noch hemmen.

Mit dem Kommando "Platz" kann ich den Hund bremsen , wenn der Hund lernt sich auf dieses Kommando zuverlässig abzulegen.

Das heißt er muß die Erfahrung machen, daß bei einer Nichtbefolgung etwas unangenehmes für ihn ereignen wird. Legt er sich ab, bekommt er immer eine Belohnung dafür.

Wenn in der Triebstimmung vom Hundeführer aus reagiert wird, ist der Schlüsselreiz nicht mehr wichtig. Es ist also egal ob ein Hase, eine Katze, ein Radfahrer oder ein Jogger den Hund in die Triebstimmung versetzt.

Mit einem Kommando lassen sich viele Probleme, die sonst einzeln umkonditioniert werden müßten, beheben.

In diesem Triebbereich ist die Vielzahl der Ersatzhandlungsmöglichkeiten eigentlich unbegrenzt.

Jegliche Form des Suchens ist dafür geeignet, sei es die Fährtensuche mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden, der Verlorensuche, der gezielten Gegenstandsuche (z.B. eine bestimmte Tabaksorte) oder der Gebrauchshundeausbildung (z.B. Rettungshunde).

Neugierdetrieb

Leider ist auch dieser Trieb für den Hund nur sehr begrenzt befriedbar, weil wir seine Neugierde nicht fördern, sondern sogar noch bremsen.

Selbstverständlich können wir beim Hund, insbesondere beim Welpen, nicht alles zulassen, aber dies wäre in der Natur auch nicht anders. Viele Dinge sind für den Hund ganz einfach gefährlich und unsere Aufgabe ist es auch ihn vor Gefahren zu bewahren. Dies sollte jedoch unsrerseits gezielt geschehen.

Ein Welpe der sich z.B. für ein Kabel interessiert, muß logischerweise lernen dies zu unterlassen. Meist wird dies aber so gelöst, daß alle für den Hund gefährlichen Dinge vor ihm versteckt werden. Ein Lernen und eine Befriedigung des Neugierdetriebes findet somit nicht statt. Sinnvoller wäre es sich selber ein kurzes Stück Kabel zu nehmen und den Hund zu animieren mit diesem zu spielen. Fällt er darauf herein, erfolgt unsererseits eine entsprechend harte Zurechtweisung. Der Hund hat somit seinen Neugierdetrieb ausleben können und zudem gelernt, ein von uns gesetztes Tabu zu respektieren.

Bei anderen für den Hund ungefährliche Dinge, wie z.B. Mülleimer in einer dunklen Straße oder einer wacklige Leiter, sollte unser Hund seine Neugierde ausleben können. Wir sollten ihn sogar hierbei sehr stark fördern, damit er lernen kann und sein Selbstbewußtsein gestärkt wird.

Unsere Aufgabe wäre es eigentlich den Hund gezielt mit Situationen zu konfrontieren in denen sein Neugierdetrieb geweckt wird und dies Zeitlebens.

Ruhetrieb

Hier wird eigentlich jeder sagen, daß sein Hund diesen Trieb ausleben kann. Ist dem wirklich so? Bei einem Trieb, für den wir keinesfalls einen Ersatz anbieten können?

Ein Hund schläft anders als wir. Seine Sinne sind auch im Schlaf noch bedeutend aktiver als unsere. Er reagiert auch im Schlaf noch auf Reize, die seine Ohren oder seine Nase erreichen. Reize die uns hierbei unbewußt sind. Zwar schläft ein Hund auch wenn der Fernseher nebenbei läuft, er schläft sogar wenn er mit in der Werkstatt ist. Aber dies ist kein tiefer Schlaf. Darauf nehmen wir jedoch keine Rücksicht.

Zudem schlafen Hunde kürzer, aber mit häufigeren Intervallen, als wir selber. Nach einer gewissen Phase, insbesondere wenn die vorherigen Aktivitäten für den Hund anstrengend waren, ist sein Bedürfnis nach Ruhe ausgeprägter.

Vor allem aber sucht sich der Hund einen Platz auf, wo er nicht gestört werden will.

Manche Hunde sind Kontaktlieger andere nicht. Auf jeden Fall verstößt es gegen jedes Hundeverhalten im Schlaf berührt zu werden. Wird ein Hund trotzdem im Schlaf berührt, kann es sehr schnell zu einer kurzfristigen Aggression des Hundes gegen den Störer kommen, vor allem wenn der Hund in einer Tiefschlafphase berührt wird, was wir dann wieder gar nicht verstehen wollen.

Insbesondere bei Kindern sollte darauf geachtet werden, daß Hunde im Schlaf nicht angefaßt werden dürfen.

Und auch wenn es noch so gut gemeint ist, sollte ein träumender Hund (auch wenn er im Traum winselt) nicht geweckt werden. Träume werden bei Hunden ähnliche Funktionen wie bei uns auch haben und dazu gehören auch unangenehme Träume.

Körperausscheidungstrieb

Auch hier ist keine Ersatzmöglichkeit gegeben und der Trieb nicht komplett auslebbar. Unsere Hunde können diesem Trieb oft nur nachgehen, wenn wir es wollen, bzw. erlauben.

Mit einer großen Ausnahme, dem Markieren. Hier treten oftmals Schwierigkeiten in der Rudelhierarchie zwischen Mensch und Hund auf. Als Rudelführer wäre es eigentlich unsere Aufgabe, vor allem aber unser alleiniges Recht, unser Revier auch zu markieren. Im Wolfsrudel markieren in der Regel nur die beiden Alphatiere ihr Revier bzw. Ihren Besitz. Rangniedrigere Rüden heben beim Pinkeln nicht das Bein, sondern gehen dabei in die Hocke.

Diesem Vorrecht des Markierens kommen wir als Rudelführer jedoch nicht nach.

Unser Hund übernimmt deshalb diese Funktion und kommt insbesondere bei Mensch / Hunderudeln, in denen die Position des Menschen als Rudelführer nicht gefestigt ist, oft in Schwierigkeiten. Bei diesen Hunden sieht man häufig das Markieren in Wohnungen (eigene und fremde), das Markieren der Futterschüssel und das Markieren an fremden Menschen und Hunden.

Da dieses Markieren von Hund aus nicht wahllos geschieht, darf immer davon ausgegangen werden, daß der Hund an eine Stelle markiert, die bereits zuvor von einem anderen Hund markiert wurde und auch nach sehr langer Zeit noch schwach nach Urin riecht. Insbesondere das Markieren an Männerhosen liegt häufig am eigenen Uringeruch an den Hosenbeinen des betreffenden Menschen.

Es sind somit Schlüsselreize für den Hund gegeben, welche den Trieb aktivieren, eine Endhandlung muß jedoch von uns in den o.g. Fällen strikt unterbunden werden.

Häufig zeigen diese Hunde auch ein drüber markieren, wenn der eigene Hundeführer mal eben im Wald verschwinden mußte. Spätestens hier sollte dem Hund ganz unmißverständlich klargemacht werden, das dies unsere Markierungsstelle ist und wir ein Markieren des Hundes an dieser Stelle keinesfalls dulden.

Für viele Hunde ist die Diskrepanz zwischen Anspruch des Rudelführers in Bezug auf Markieren und dem tatsächlichem Markieren durch einen Rangniedrigen sehr schwer zu verstehen und ein Anreiz, die eigene Rangposition zu verbessern.

Im übrigen sei auch darauf hingewiesen, daß auch das Koten des Hundes eine Markierungsfunktion hat, weshalb manche Hunde versuchen ihren Kot so hoch wie möglich abzusetzen.

Probleme bez. dieses Triebes treten immer wieder auf, sind jedoch erst einmal in Bezug auf die Ursache zu untersuchen.

Liegt ein Markierungsverhalten (markieren bestimmtes Stellen in der Wohnung beim erwachsenem Hund) bei Anwesenheit des Hundeführers vor, sind unsere Ansprüche dem Hund gegenüber sofort energisch durchzusetzen.

Liegt ein Junghundeverhalten in unserer Abwesenheit vor (nicht zielgerichtetes Urinieren oder Koten in die Wohnung), sollte dies ganz einfach übersehen werden und der Hund bei den geringsten Anzeichen an eine Stelle gebracht werden, wo er sich lösen kann.

Dies wiederum muß immer vom Hundeführer belohnt werden. Vor allem junge Hunde lernen nur an bestimmten Stellen sich zu lösen. Dies kann unter Umständen soweit gehen, daß ein Welpe, der gelernt hat auf dem Teppich Zuhause sein Geschäft zu verrichten, solange alles verhebt, bis er wieder Zuhause auf seinem Teppich ist und endlich kann. Hier hilft es nur in der Wohnung die Stellen immer wieder geruchsneutral zu reinigen und wenn möglich ein Stück Teppich mit nach draußen auf die Wiese zu nehmen, um dem Hund auch draußen einen Schlüsselreiz anbieten zu können.

Liegt ein Junghundeverhalten in unserer Anwesenheit vor (der Hund pinkelt wenn wir kommen oder wenn er sich freut), ist auch dies zu übersehen. Der Hund hat einfach noch nicht genügend Selbstbewußtsein und signalisiert damit einem Ranghöherem, also uns, daß er noch ein Kind ist.

Dieses Verhalten tritt übrigens auch dann auf, wenn ein erwachsener Hund extreme Angst vor uns hat. Spätestens bei diesem Verhalten sollten wir innerlich die Notbremse ziehen, was unser Verhalten dem Hund gegenüber angeht.

Liegt ein übermäßiges Markieren des erwachsenen Hundes vor, sollte unsere Rolle als Rudelführer genau geprüft werden. Eine Änderung muß in einem solchem Fall jedoch grundlegend sein und den gesamten Umgang mit dem Hund betreffen.

Körperpflegetrieb

Keine Ersatzhandlungen möglich. Hier muß manchmal sogar die Endhandlung des Triebes vom Hundeführer gezielt unterbunden werden.

Bei diesem Trieb handelt es sich im einen Trieb, der oft aktiviert wird, wenn zwei vollkommen andere Triebe miteinander konkurrieren und keiner von beiden ausgelebt werden kann. Dann kommt es beim Hund auch zu extremer Körperpflege, bis hin zum Aufbeißen der Pfoten oder anderer Körperstellen. Eine Behandlung der betroffenen Körperpartien ist zwar medizinisch notwendig, ist jedoch oftmals reine Symptombehandlung.

Wenn keine medizinischen Aspekte (Parasiten oder Allergien) vorliegen, muß das Verhalten des Hundes genau beobachtet werden, insbesondere wann und nach welchen Reizen der extreme Körperpflegetrieb aktiviert wird, um eine Verhaltensänderung zu erzielen.

Eine andere Endhandlung dieses Triebes wird uns in der Regel jedoch mehr beschäftigen, das Wälzen. Für den Hund etwas vollkommen normales, für uns jedoch ziemlich unangenehm.

Insbesondere das anschließende Bad animiert den Hund nur noch stärker sich wieder zu wälzen. Durch das Baden sind wichtige Haut- und Fellbestandteile vernichtet worden, die der Hund auf natürliche Art und Weise zu ersetzen versucht. Zudem wird durch das Wälzen der PH-Wert der Haut wieder reguliert.

Deshalb bitte die Hunde nur im absolutem Ausnahmefall baden. Die Badezusätze sind von Menschen entwickelt. Wie der Hund sie empfindet ist für uns nicht nachvollziehbar. Oftmals bewirkt ein Waschen nur mit Wasser genau das gleiche.

Muttertrieb / Pflegetrieb

Auch hier sind keine Ersatzhandlungen möglich bzw. sollten nicht erlaubt werden. Wie bereits erwähnt ist in einem Rudel nur die Alphahündin diejenige, welche für Nachwuchs sorgt. Somit liegen eigentlich fast keine Schlüsselreize für unsere Hunde vor. Eigentlich.

In unserem Rudel wird nun mal die Hündin läufig und ist in dieser Zeit auch die Ranghöchste, ob wir das wollen oder nicht. Bei Mensch / Hunderudeln in denen mehrere Hündinnen leben, reduziert sich dies dann auf die Alphahündin.

Ein Deckakt in dieser Zeit wird von uns jedoch meist unterbunden. Da sich unsere Hündin jedoch als Alphahündin empfindet, kommt es oft zur sog. Scheinschwangerschaft, incl Scheinträchtigkeit (63 Tage) und Scheinmutterschaft (8 Wochen). Hier liegen hormonell bedingt für die Hündin sehr viele Schlüsselreize vor, eine Endhandlung ist jedoch nicht möglich. Die Hündin sorgt somit selber für Ersatz an denen sie diese vornehmen kann. Dies geht soweit, daß Hündinnen auf Quietschspielzeug genauso reagieren wie auf einen Welpen. Ist der Quietscher nicht mehr funktionstüchtig, wird dieses Ersatzobjekt als toter Welpe angesehen.

In dieser Zeit sollte der Hündin jegliches Spielzeug oder andere Objekte entzogen werden, an denen sie diese Endhandlungen vornimmt. Dies klingt zwar brutal, ist jedoch für die Hündin bedeutend leichter. In der Natur kommt es immer wieder vor, das ein kompletter Wurf stirbt, es kann sogar sein, daß die Hündin selber die Welpen tötet. Somit ist das nicht mehr Vorhandensein der imaginären Welpen für die Hündin etwas relativ normales. Liegen keine Schlüsselreize dann mehr vor, wird der Trieb nicht mehr aktiviert und die Hündin findet zum normalen Leben wieder zurück.

Auch die Milchproduktion wird wieder eingestellt. Hormonbehandlungen und kühlende Umschläge können der Hündin zusätzliche Linderung verschaffen.

Zudem wird ebenfalls der zum Teil sehr stark ausgeprägte Schutztrieb der Hündin in Bezug auf die "Welpen" nicht mehr aktiviert.

Bei Hündinnen mit der Tendenz zur Scheinschwangerschaft sollte eine Kastration überlegt werden, da die Scheinschwangerschaft auch nach einer eventuellen Trächtigkeit wieder auftreten wird.

Scheinschwangerschaft bedeutet für die Hündin eine immer wiederkehrende extreme psychische Belastung.

Jungtiertrieb

In diesem Bereich sind sehr wohl Ersatzendhandlungen vorhanden, die wir dem Hund anbieten können.

Bei Hunden, die immer wieder an Menschen hochspringen, muß dieses Verhalten unterbunden werden, damit es keinen Ärger mit den Betroffenen gibt. Zwar wird dem Welpen dies noch erlaubt, wird er jedoch größer oder hat er dreckige Pfoten, sind die Betreffenden gar nicht mehr begeistert. Dann ist der Kleine gar nicht mehr so süß.

Hunde springen deshalb am Menschen hoch, weil sie eine Unterwürfigkeitsgeste ausführen. Stupst ein Junghund / Welpe einem erwachsenem Hund in den Maulwinkel, führt dies meist zum Hervorwürgen von Futter. Im Laufe der Zeit entsteht daraus eine Geste der Anerkennung der Rudelposition dem älteren gegenüber.

Genau dieses Verhalten zeigen die Hunde auch uns gegenüber. Da wir jedoch etwas größer als Hunde sind, sind die Hunde gezwungen an uns hochzuspringen (abgesehen davon, daß dies dem Welpen erlaubt war und er dafür mit Zuwendung auch noch belohnt wurde). Die einfachste Möglichkeit wäre es also auf die Knie zu gehen und der Hund könnte unseren Mundwinkel ohne springen erreichen. Dies kann man von einem Fremden jedoch nicht verlangen.

Unterbinden wir dieses Hochspringen nun, ist der Hund gezwungen auf den Druck, den seine Unterwürfigkeit bewirkte mit noch mehr Unterwürfigkeit (noch mehr Hochspringen, kindliches umher Rennen) zu reagieren. Wir müssen ihm also eine Ersatzhandlung anbieten (Sitz, Platz, Pfote geben, Spielzeug bringen etc.), die er anstelle des Hochspringens ausführen kann.

Aggressionstrieb / Fluchttrieb

Zwei Triebe die ständig durch Schlüsselreize aktiviert werden, sei es die Revierverteidigung oder die Verteidigung der Meute. In jedem der zuvor angesprochenen Triebe wird auch der Aggressionstrieb / Fluchttrieb mit aktiviert. Ersatzhandlungen lassen sich nur bedingt durchführen.

Wichtig ist jedoch, daß bei einem Hund, welcher die zuvor genannten Triebe relativ gut ausleben kann, bzw. in Ersatzhandlungen kanalisieren kann, die Reizschwelle zur Auslösung des Aggressions- bzw. Fluchttriebes relativ hoch liegt.

Einfach ausgedrückt, ein ausgeglichener Hund läßt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

Daß trotzdem gerade mit diesen beiden Trieben so häufig Probleme, auch sehr ernsten Ausmaßes auftreten, liegt oftmals in einer nicht geregelten Mensch / Hunde Rudelhierarchie, sowie dem mangelndem Wissen des Menschen um die Bedürfnisse des Hundes in Bezug auf die vorhandenen Triebe.

Auswirkungen des Aggressionstriebes werden dabei als gravierender empfunden als die des Fluchttriebes.

Während beim Aggressionstrieb meist Unbeteiligte oder der Hundeführer selber in Mitleidenschaft gezogen werden, ist dies beim Fluchttrieb meist der Hund.

Bedingt lassen sich beim Aggressionstrieb über Beutespiele Aggressionen, sowie beim Fluchttrieb über gespielte Beuteverteidigung abbauen, soweit das Rudelgefüge gefestigt ist.

Auf die Auswirkungen und das Entstehen beider Triebe wird nochmals im Kapitel "Lernen des Hundes" , "Das eigene Verhalten" sowie "Probleme beheben" eingegangen.

(c) Quelle: mit freundlicher Genehmigung -Michael Kaswig - www.suchhunde.de