GEDANKEN ZUR ERNÄHRUNG

Aus Sicht verhaltensbiologischer Zusammenhänge

Nahrungserwerb

Die Aufgabe des Nahrungserwerbes stellt sich für den Hund mit seiner Geburt. Nach unserer Umgangssprache werden die Welpen von der Hündin gesäugt. Das heißt aber nicht, daß die Welpen von der Hündin "genommen" und gefüttert werden. Bereits die Suche nach der nährenden Zitze setzt ein intaktes angeborenes Verhalten des Welpen voraus, das sich in sogenannten Instinkthandlungen äußert. Wird dieses Bemühen des Welpen von Erfolg, in Form der erreichten Nahrung und der damit verbundenen Zufriedenheit, gekrönt, ist dies bereits der erste Schritt im Ineinanderspiel angewölfter und erworbener Verhaltensweisen. Der Ablauf dieses Antriebsgeschehens ist für das künftige Verhalten, also für das Wesen des Hundes, lebensbestimmend.

Gestörter Nahrungserwerb

Der Nahrungserwerb kann grundsätzlich durch zwei verschiedene Ursachen gestört sein. Einmal kann es daran liegen, daß dem Welpen der instinktive Antrieb, Nahrung aufzunehmen, fehlt oder eingeschränkt ist. Zum anderen kann es auch daran liegen, daß die Anzahl der Hungrigen größer ist, als die Zahl der Zitzen, die über ausreichend Milch verfügen, bzw. das bei der Hündin die Milch überhaupt ausgeblieben ist.

In der Natur wären die Folgen klar. Hat die Hündin überhaupt keine Milch, sei es wegen Krankheit der Hündin oder wegen schlechten, witterungsbedingten Aufzuchtbedingungen, kann keiner der Welpen überleben. Sind nicht für alle Welpen genügend Zitzen vorhanden, die über ausreichend Milch verfügen, können nur die Welpen mit dem stärksten Lebenswillen und Durchsetzungsvermögen überleben. Gelingt es in den o.g. Fällen dem Züchter, mit tierärztlicher Unterstützung, und Aufzuchtpräparaten die Welpen einigermaßen aufzuziehen, so bedeutet dies für den Züchter, daß er alle, und somit mehr Welpen als auf natürlichem Wege, verkaufen kann. Meist wird auch jeder tierliebende Mensch diesem Verhalten zustimmen. Dies darf jedoch nicht davon ablenken, daß dies aus verhaltensbiologischer Sicht eine der größten Fehlleistungen ist. Ein verhaltensgestörter Hund wurde "geboren". Die Ursache dieser Verhaltensstörung liegt in der Entstehung einer sogenannten Antriebsstörung, die den Hund sein Leben lang begleiten wird.

Auch dem eigentlichen Sinn einer Zucht, also die Verbesserung oder die Erhaltung des genetischen Materials der Hunderasse, widerspricht diese Aufzuchtmethode absolut.

Antriebsstörungen

Betrachten wir einmal einen Welpen, der durch die Vielzahl seiner Geschwister meist nur besetzte Zitzen antrifft, dadurch in seiner Entwicklung zurückfällt und dann mit einem Welpenaufzuchtmittel aufgezogen wird.

Dem Nahrungserwerb liegt instinktmäßig eine sogenannte Antriebsspannung zugrunde. Wird nun dem Welpen durch künstliche Aufzucht auf mehr oder weniger bequeme Weise Nahrung zugeführt, so wird er zwar mit der notwendigen Nahrung versorgt, die Antriebsspannung wird aber hierbei nicht abgebaut. Die innere Zufriedenheit stellt sich trotz erfolgter Nahrungsaufnahme nicht ein. Die so entstehende Antriebsstörung ist für das Wesen von außerordentlicher Bedeutung. Wollte man durch die Art der Fütterung diese Störung verhindern, so würde dies bedeuten, daß der Welpe, anfangs bei einer nächtlichen Ruhephase von maximal 4 Stunden, über den Tag verteilt 10 - 12 mal gefüttert werden müßte. Außerdem müßte der Fütterungsvorgang so gestaltet sein, daß dieser dem natürlichen Fütterungsvorgang in Anstrengung und Zeitdauer an der Zitze entspricht. Nur so kann die genannte Antriebsspannung gelöst werden und sich eine innere Zufriedenheit einstellen.

Eine dem natürlichen Nahrungserwerb gleichwertige künstliche Fütterungsweise wird jedoch kein Züchter allein wegen dem zeitlichen Aufwand durchführen.

Füttern ist jedoch mehr als nur das Abschlucken der Nahrung. Die artgemäße Ernährung des Welpen aus verhaltensbiologischer Sicht ist auch deshalb nicht ersetzbar, da zu der Nahrungsaufnahme noch das damit verbundene Wärme- und Geborgenheitsgefühl an der Hündin, der Körperkontakt zu den Geschwistern und der Nahrungserwerb zusammen oder in Konkurrenz zu den Geschwistern gehören.

Folgen

Der instinktive Trieb des Nahrungserwerbs eines Welpen wird in dem Maße behindert, in dem es ihm versagt ist, durch ausreichend eigene Anstrengungen erfolgreich Nahrung zu erwerben. Das heißt mit anderen Worten, daß das Abschlucken der Nahrung und die Fütterung des Magens für sich allein keine Triebbefriedigung darstellt. Dies wird uns zunächst nicht einleuchten, da wir davon ausgehen, daß fressen allein schon befriedigend genug ist. Wir müssen aber verstehen lernen, daß eine Triebbefriedigung stattfinden muß und zwar unabhängig davon um welchen aktivierten Trieb es sich gerade handelt.

Um dies noch weiter zu verdeutlichen:

Man kann sich in ein Cafe setzen und ein Stück Blaubeerkuchen essen. Man kann am Samstag Morgen in den Wald gehen, Blaubeeren sammeln, einen Kuchen backen und dann ein Stück davon essen.

Beide Male handelt es sich um eine Nahrungsaufnahme, eine Triebbefriedigung und die damit verbundene innere Zufriedenheit findet jedoch nur bei einem dieser Beispiele statt.

Die oben beschriebene Triebbehinderung führt zu unnatürlichen Verhaltensweisen. Mit anhaltender Behinderung des Triebes erhöht sich die Triebspannung und es kommt zu einer Reizschwellenerniedrigung. Daß heißt der instinktmäßig vorhandene Trieb kann nicht abreagiert werden, deshalb baut sich eine immer größer werdende Spannung auf diesen Trieb abzureagieren und der Hund reagiert auf immer geringe Auslöser die diesen Trieb betreffen.

Im Funktionskreis des Nahrungserwerbs wird der Hund die nicht in Anspruch genommenen Saugreflexe nunmehr an anderen Objekten, am eigenen Körper oder im sogenannten Leerlauf abreagieren müssen. Der Hund steht unter einer ständigen Spannung, die nicht dort abreagiert werden kann wo es sinnvoll wäre und deshalb muß ein Ventil gefunden werden, über welches sich diese Spannung entladen kann. Würde selbst dieses Ventil versperrt, würde es bald darauf zu Nervenschädigungen, Neurosen und organischen Schäden kommen. Deshalb können auch Handlungen entstehen, die einem anderen Funktionskreis entstammen und daher nicht mehr einfach den eigentlich auslösenden Ursachen zugeordnet werden können. Mit zunehmender Entwicklung des Hundes werden diese unnatürlichen Verhaltensweisen immer sichtbarer, bzw. verstärken sich noch mehr. Beispielsweise kann aus dem gestörten Nahrungserwerb ein triebhaftes Löcherscharren, ein Aufbeißen der Pfoten oder ein Annagen der Wände entstehen.

Besondere Bedeutung hat die Tatsache, daß wiederholte und lang überdehnte oder dauernde Triebbehinderung nach einer anfänglichen Reizschwellensenkung (d.h. ein immer geringerer Reiz führt zur Triebauslösung) zu einer starken Reizschwellenerhöhung (d.h. ein immer stärkerer Reiz ist notwendig um den Trieb auszulösen) führt, die dann in eine allgemeine Triebschwäche umschlägt und im Endzustand in ein apathisches Verhalten endet.

Folgerungen

Erkennt der Züchter, und hiermit ist jeder Hundebesitzer gemeint, der einmal einen Wurf Welpen aufzieht, egal ob Rassehund oder Mischling, daß ein Welpe Antriebstörungen im Nahrungserwerb zeigt, so muß er sich entscheiden der Natur ihren Lauf zu lassen oder einen verhaltensgestörten Welpen aufzuziehen.

Zwar darf nach dem Tierschutzgesetz kein Welpe ohne vernünftigen Grund getötet werden, es ist auch sicherlich nicht leicht einen Welpen, der gerade erst begonnen hat zu leben, einzuschläfern und es ist zudem sehr schwer Gott zu spielen und zu entscheiden welcher der Welpen leben darf und welcher nicht - aber man hat auch eine Verantwortung den Welpen gegenüber.

Und dies beschränkt sich nicht nur auf die ersten 8 Wochen. Wenn wir den Egoismus akzeptieren eine Wurf zu machen, bedeutet dies vor allem die Verantwortung dafür zu tragen.

Schritt zur Fehlentwicklung

Die Säugephase endet spätestens im Alter von 6 bis 8 Wochen. Bereits vorher beginnt die schrittweise Nahrungsumstellung. Der Welpe wird zunehmend befähigt, seine künftige Nahrung unter Einsatz seines Milchgebisses und seiner Vorderpfoten in vertilgungsgerechte Brocken zu zerteilen, zu kauen und abzuschlucken. Hier wird dann meist schon der nächste Schritt zur Fehlentwicklung im Triebverhalten gemacht.

In der fälschlichen Annahme, man müsse über die Entwöhnungsphase hinaus weiterhin das Futter "mundgerecht" oder vorgekaut/durchgedreht darbieten. Wenn dies sinnvoll wäre, würde die Hündin dies auch so machen. Dem ist aber nicht so. Die Hündin bietet den Welpen zeitlich nur sehr begrenzt vorverdaute Nahrung an.

Bieten wir weiterhin "vorverdaute" Nahrung an, treten die gleichen Gesetzmäßigkeiten auf, wie sie im frühen Welpenalter bei dem behinderten "Erarbeiten" der Nahrung durch Saugen an der Zitze beschrieben wurden. Mit der gleichen unheilvollen Wirkung.

Man muß sogar nur weiter gehen, denn in dem Funktionskreis des Nahrungserwerbes treten nun noch zunehmend die des Beute- und Aggressionstriebes. Es gehört einfach zum natürlichen Triebgeschehen, daß die Nahrung als Beute gesehen wird, demzufolge mit entsprechenden Totschüttelbewegungen abgebeutelt wird und unter Entladung natürlicher Aggression kraftvoll zerrissen, gekaut und abgeschlungen wird. Zudem muß ein Welpe diese Beute gegen seine Geschwister verteidigen und dies dauert nun mal länger, je länger er mit der Beute beschäftigt ist.

Ein fauler Hund

Die genannten Zusammenhänge sind aber auch noch aus einer andern Perspektive zu bewerten.

Etwa bis zur 12 Lebenswoche durchläuft der Welpe die Phase seiner Prägung (in dieser Zeit ist er schon bei seinem neuen Besitzer/Rudelführer/Mutter- Vaterersatz). Alle in diesem Zeitraum gemachten Erfahrungen setzen sich in seinem Verhalten unverrückbar fest. Auch die des Futters, insbesondere in Bezug auf Futtersorte, Beschaffenheit, Darreichungsform und Häufigkeit der Darreichung. Lernt ein Hund in dieser Phase kein rohes Fleisch und/oder gekochtes Fleisch und/oder Pansen und/oder Trockenfutter und/oder Obst und/oder Gemüse etc. kennen, wird er später schwerlich dafür zu begeistern sein.

So wird beispielsweise bei einem antriebsschwachen Hund aufgrund des gestörten Funktionskreises des Nahrungs-, Beute- und Aggressionstriebes während der späteren Ausbildung und im praktischen Einsatz zwangsläufig eine vorhersehbare Enttäuschung eintreten - an der dem Hund die Schuld gegeben wird, die aber beim Züchter und/oder bei uns selber liegt. Dies liegt zudem daran, daß wir in der Ausbildung häufig die Umlenkung des Nahrungstriebes in einen Ausbildungs sinnvollen Trieb bewirken. Ist der Hund jedoch im Nahrungserwerbstrieb antriebschwach, können wir von ihm zum Beispiel bei der Fährtensuche keine Leistung erwarten.

Das Wesen eines solchen Hundes wird in der Regel neben der allgemeinen Antriebsschwäche mit anderen Mängeln behaftet sein.

Der Fütterungsrhytmus

Auch im Fütterungsrhytmus des Welpen und des erwachsenen Hundes liegen verhaltensbedeutsame Zusammenhänge. Gehen wir vom ausgewachsenem Hund aus, so ist das einmal tägliche, meist abendliche Füttern die verbreitetste Art. Sie ist auch nicht zu verwerfen, wenn gezieltermaßen durch den leeren Magen die Antriebsspannung erhöht werden soll, z.B. für den Einsatz des Hundes und somit zur erhöhten Motivation für den Sucheinsatz.

Ebenso wird durch den so gewählten Fütterungszeitpunkt die Gefahr einer Magendrehung, mit meist tödlichem Ausgang, verringert.

In Zeiten relativer Ruhe für den Hund sieht dies aber etwas anders aus. Bei einem abends gefütterten Hund, der einen normalen Nahrungserwerbstrieb hat, wird im Laufe des darauffolgenden Tages die sogenannte Hungerspannung steigen. Unterstellt man, daß er "normalerweise" durch seine Unterbringung an der Befriedigung dieses Triebes gehindert ist, so entwickeln sich je nach Möglichkeit entsprechende Ersatzhandlungen, die vom Abknabbern/Zerstören/Auffressen aller möglichen Gegenstände, dem "Flohen" sehr ähnliche Körperpflegehandlungen z.B. Pfotenknabbern bis zum blutig Beißen der Pfoten, oder bis zum stundenlangen Kläffen reichen können. Solche Verhaltensreaktionen, begleitet mit Aggressivität, allgemeiner Unausgeglichenheit und niedriger Reizschwelle, sind als Antwort auf unerfüllte Triebwünsche, wie hier auf dem behinderten Nahrungserwerbstrieb, zu verstehen.

Solche und andere anormalen Verhaltensweisen entwickeln sich als Ersatzhandlungen oftmals zu regelrechten Ritualen. Dies bedeutet, das der eigentliche Trieb, in diesem Fall der Nahrungserwerbstrieb, gar nicht mehr mittels eines Reizes angesprochen werden muß, sondern andere Reize, z.B. daß der Hundeführer die Wohnung verläßt um zur Arbeit zu gehen, schon zur Auslösung der Ersatzhandlungen führen. Zuvor war der Hunger Auslöser für den Nahrungserwerbstrieb, der Trieb konnte aber nicht befriedigt werden, also wurde der Trieb in eine Ersatzhandlungen umgeleitet. Nachdem sich dieses oft wiederholte, lernte der Hund, daß dieses Gefühl immer auftrat, wenn z.B. der Bus vor dem Haus hielt und reagiert nun auf Reize (z.B. den erwähnten Bus) die mit der eigentlichen Triebspannung gar nichts mehr zu tun haben. Diese erlernten Rituale bleiben aus diesem Grund meist auch weiterhin bestehen, wenn der eigentliche Anlaß gar nicht mehr gegeben ist.

Wird mit den Hund nicht gearbeitet, ist es somit zweckmäßiger, den Fütterungsrhythmus so zu gestalten, daß am Morgen etwa ein Drittel und am Abend etwa zwei Drittel der tagesüblichen Ration gefüttert wird.

Ein weiterer nicht uninteressanten Aspekt liegt darin, daß viele unserer Hunde am Morgen entgegen Ihrem Sozialbedürfnis als Rudeltier allein zurückgelassen werden. Anstelle einer gestenreichen, die Gefühlsspannung noch steigernden Verabschiedung, sollte dem Hund eine triebentspannende Beschäftigung, in diesem Fall Futter, geboten werden. Auf diese Weise wird einerseits der Übergang in das Alleinsein überspielt, die entstandenen Triebspannungen in Bezug auf den Meutetrieb können im Funktionskreis des Nahrungserwerbs entladen werden und die Triebspannungen im Funktionskreis Nahrungserwerb werden auf ein erträgliches Maß heruntergesetzt.

Dennoch sollte es normal sein, daß ein ausgewachsener Hund in seiner wachen Phase nicht länger als 5 Stunden am Tag allein gelassen wird. Bei Welpen und Junghunden oder alten Hunden sind diese Phasen bedeutend zu verkürzen.

Gut ernährt und trotzdem hungrig

Der russische Forscher Iwan P. Pawlow hat in seinen vielen Versuchen mit Hunden Erkenntnisse von grundlegender Bedeutung gefunden.

Einen Hund wurde zum Beispiel chirurgisch die Speiseröhre aus dem Körper geleitet, so daß die aufgenommene Nahrung nicht in dessen Magen, sondern in einem Eimer landete. Es ist also anzunehmen, daß der Hund immer weiter frißt, da die Nahrung ja seinen Magen nicht erreicht und somit auch kein Sättigungsgefühl entstehen kann. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Der Hund hörte bei der Menge auf zu fressen, die ihm zur Befriedigung seines Hungergefühls entsprach. Dies war kein Einzelfall, sondern wurde durch Versuche anderer Forscher bestätigt. Somit ist die Nahrungsaufnahme an sich ein eigenständiger Verhaltensvorgang, dessen Triebbefriedigung nicht von der Menge der im Magen angelangten Nahrung abhängig ist, sondern von der Nahrungsaufnahme, der Nahrungsqualität und der Dauer der Nahrungsaufnahme. Daraus ergeben sich bei der Fütterung von Futter mit erhöhter Nährstoffkonzentration, wie dies beim Fertigfutter meist der Fall ist, beachtenswerte Perspektiven.

Zwar sollte das Fertigfutter alle lebensnotwendigen Inhaltsstoffe für den Hund enthalten und wird von der Futtermittelindustrie auch so propagiert, jedoch hat dies auch in Bezug auf die mit der entsprechenden Menge der Nahrungsaufnahme, den darin enthaltenen Kalorien, dem Sättigungsgefühl des Hundes und dem körperlichem Wohlbefinden des Hundes entsprechende Nachteile. Nicht umsonst ist vor allem bei allzu proteinreicher Nahrung neben dem zu dick Werden mit Hautallergien zu rechnen. Zudem ist festzuhalten, daß es bei Fertigfutter grundsätzlich zwei Fütterungsvarianten gibt. Entweder wird fabrikfertiges Naßfutter bzw. Naßfutter in Form von aufgeweichtem Trockenfutter gegeben, oder Trockenfutter trocken und dazu gesondert ausreichend Flüssigkeit gereicht. Wird Trockenfutter mit Flüssigkeit versetzt, so quillt es auf und kann je nach Hersteller sein Volumen beträchtlich vergrößern. Ein Hund der zum Naßfutter aufgequollenes Trockenfutter bekommt, erhält also bei gleichem Nährstoffgehalt mengenmäßig eine größere Portion, als im Falle einer reinen Trockenfütterung.

Denken wir an die Erkenntnisse von Pawlow, so bedeutet dies auch, daß ein Hund bei Trockenfütterung aufgrund des kleineren Futtervolumens trotz ausreichender Nährstoffversorgung verhaltensphysiologisch gesehen nicht satt geworden ist.

Während bei der Verfütterung von Trockenfutter eine gewisse Hungerspannung bestehen bleibt, besteht die Nahrungsaufnahme bei Naßfutter überwiegend nur aus dem Abschlucken.

Beide Fütterungsarten haben mit einer natürlichen Nahrungsaufnahme fast nichts mehr zu tun. Allenfalls enthält die Verfütterung von Trockenfutter verstümmelte Elemente des Beutezerkleinerns. Der Funktionskreis des Nahrungserwerbs ist beträchtlich gestört. Das ergibt sich aus dem Fehlen des Beuteschüttelns, des Beutezerreißens, des Kauens, des Abschlingens und aus dem Fehlen der empfindungsmäßigen Sättigung.

Artgemäße Bedürfnisse

Eine bleibende Auswirkung auf das Wesensgefüge eines Hundes ist immer dann zu erwarten, wenn über längere Zeit eine Triebbehinderung stattfindet und z.B. dem Funktionskreis "Nahrungserwerb" zugehörende Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden.

Dem Nahrungserwerb ist beispielsweise das "Suchen Können" zuzuordnen, was logischerweise entsprechender Auslauf mit möglichst vielseitigen Geruchsreizen bedeutet. Eine Steigerung der Folgen von Triebbehinderung findet oft dadurch statt, daß bei der Behinderung eines Triebes der Hund durch Ersatzhandlungen Wege für eine Triebentlastung sucht, um keine körperlichen Schäden zu erlangen. Diese Ersatzhandlungen werden ihm aber zumeist ebenfalls verwehrt.

Ein Hund kann sich tagsüber im Garten frei bewegen. Er ist sich selbst überlassen und aufgrund der Fütterungsgewohnheiten einer für ihn schwer zu ertragenden Hungerspannung ausgesetzt. Dazu kommt noch die regelmäßige Langeweile, denn sein Besitzer meint der Auslauf im Garten langt aus, den Hund genügend zu beschäftigen. Also fängt der Hund zwangsläufig an den Garten umzugestalten, indem er Löcher scharrt, Blumen ausgräbt und Sträucher zerbeißt (Ersatzhandlungen). Dieser Zustand wird natürlich vom Besitzer nicht geduldet und der Hund in den Zwinger gesperrt, um weitere Schäden zu vermeiden. Somit sind dem Hund Ersatzhandlungen verwehrt, die noch in den Funktionskreis des Nahrungserwerbes gehören (die Blumen ersetzen die Beute, die Löcher das Mäusesuchen etc.). Somit fängt der Hund an sich andere Ersatzhandlungen zu suchen, die er jetzt jedoch nicht mehr im Funktionskreis des Nahrungserwerbes abreagieren kann. Also fängt er an zu bellen, Fremde aggressiv zu verbellen und den Inhalt des Zwingers, z.B. seinen Napf, zu zerstören. Da dieser zustand auch nicht haltbar ist, kommt der Hund nun entweder in den Keller oder wird drakonisch für sein jetziges Verhalten bestraft. Meist führt dies auch zum "Erfolg", denn nach einer gewissen Zeit wird der Hund tatsächlich ruhig und zerstört auch nicht mehr weiter. Dieser "Erfolg" ist jedoch nur scheinbar und das Verhalten des Hundes ein verdecktes Verhalten, welches sich bei geringstem Anlaß in das genaue Gegenteil wandeln wird.

Bei diesem Hund handelt es sich nämlich inzwischen um einen schwer verhaltensgestörten Hund, der lediglich auf Grund der Frustration und des Nichtauslebenkönnens der aktivierten Triebe vollkommen apathisch geworden ist.

Wir sprechen immer noch über Ernährung.

Man muß sich bei den ganzen Triebgeschehen eines Hundes vergegenwärtigen, daß die artgemäßen Bedürfnisse um so größer sind, je stärker seine natürlichen Triebanlagen sind. Dies trifft insbesondere auf Jagdhunde zu, ist aber bei allen anderen Hunderassen nicht unterzubewerten und erfordert deshalb unbedingt eine entsprechende Berücksichtigung bei der artgemäßen Ernährung.

Jedem das seine Aus den bisherigen Beschreibungen wird deutlich, daß Fertigfutter in den bisher angebotenen Formen für unsere Hunde als Ernährungsgrundlage nicht rückhaltlos empfohlen werden kann. Es wäre aber auch abwegig, die Verfütterung von Fertigfutter generell zu verwerfen.

Die überwiegende Zahl der Hunde sind Gebrauchshunde. Bei der Masse der Hunde stehen im Vergleich zu den Gebrauchshunden ganz andere Zuchtziele im Vordergrund und sie sind deshalb neben körperlichen Degenerationserscheinungen mit unterschiedlichen Instinktverlusten gekennzeichnet.

Neben stark eingeschränktem Triebverhalten sind viele dieser Hunde gar nicht mehr in der Lage, artgemäß Futter aufzunehmen und dies auch noch störungsfrei zu verdauen. Insbesondere sei hierbei an die Hunde mit stark verkürzten Kiefern und Nasen und den damit verbundenen Atembeschwerden gedacht, sowie an Hunde mit sehr niedrigen Reizschwellen und den damit einher gehenden Magenproblemen.

Bezüglich der Nährstoffqualität ergeben sich darüber hinaus Anforderungen, die weder qualitativ noch quantitativ von jedermann erfüllbar sind. Aus dieser Sicht kann es keine Diskussion über die Zweckmäßigkeit von Fertigfutter geben. Es bedarf vielmehr einer sachgerechten und konsequenten Entscheidung in der Fütterungsweise.

Aus der Sicht der Ernährungsqualität

Grundsätzliches

Artgemäße Ernährung ist nicht schon deshalb artgemäß, weil sie von Schlachttieren stammt und wenig angenehm riecht. Neben der beutetierähnlichen Beschaffenheit gehört ebenso ein ausreichender Inhalt an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien dazu. Dabei ist zu berücksichtigen, daß unsere Hunde heute häufig den unterschiedlichsten Streßsituationen ausgesetzt werden, die keineswegs als artgemäß zu betrachten sind.

Dem steht gegenüber, daß die im Durchschnitt beziehbaren Schlachtabfälle von sich aus den zu stellenden Qualitätsanforderungen nicht gerecht werden. Sie bedürfen der Aufwertung, entweder durch noch andere natürliche Futterbestandteile, oder durch speziell dafür gefertigte Ergänzungsfutterstoffe.

Es wird jedoch zu weit führen, die vielfältigen diesbezüglichen Zusammenhänge aufzuführen. Vielmehr soll versucht werden, grundsätzliches zu erläutern und die häufigsten Ursachen von Mangelerscheinungen bewußt zu machen.

Beutetier Ersatz

Ausgangspunkt einer ernährungsqualitativen Betrachtung ist die Zusammensetzung der urtümlichen Nahrung des Hundes. Im Vergleich mit ihr ist es uns möglich, die durch unsere Lebensgewohnheiten entstandenen Lücken besser zu erkennen und vielleicht auch wieder zu schließen.

Wir wissen, daß unser Hund als Wolfsabkömmling ein Beutetierfresser ist. Seine Nahrung besteht jedoch keinesfalls nur aus Fleisch, sondern auch aus aufgeschlossenen Zerealien (in den Därmen/Magen der Beutetiere vorverdautes Pflanzenfutter), Innereien, Knochen, Haut und Haaren. Als Beutetierersatz wird meist Fleisch vom Rind verwendet, da Lamm, Pferd, Kaninchen, Wild und Geflügel meist schwer zu beschaffen und nicht gerade preisgünstig sind. Selbstverständlich wird kein Schweinefleisch verfüttert, um den Hund nicht unnötig in lebensbedrohende Gefahr zu bringen.

Der heute allgemein beziehbare Beutetierersatz unterscheidet sich jedoch in einem grundlegend vom realen Beutetier. Auf Grund der Schlachtmethoden ist dieses Fleisch meist sehr stark ausgeblutet. Damit fehlen diesem Fleisch Mineralstoffe und Spurenelemente. Dazu gehört auch z.B. Natrium, das wir als Kochsalz kennen. Kochsalz ist aber die Voraussetzung zur Bildung von Magensäure, die ihrerseits für die Auflösung und Verdauung der gefressenen Knochen zwingend notwendig ist. Dies ist jedoch den wenigsten Hundebesitzern bewußt, so daß immer wieder Verdauungsprobleme bei der Zufütterung von Knochen entstehen.

Um die fehlenden Stoffe auszugleichen, kann man dem Futter rohes Blut beimengen, was jedoch auch nicht jedermanns Sache ist. Zudem hat dies ganz einfach Grenzen, da Blut nicht von jedem zu beziehen ist und zudem nur sehr begrenzt aufbewahrt werden kann. Somit ist nur eine zeitweise Zufütterung von Blut durchführbar. Versucht man den entstandenen Mangel durch die schubweise Zufütterung von größeren Blutmengen auszugleichen, führt dies jedoch meist dazu, daß dies vom Hund abgelehnt wird oder aber wiederum zu Verdauungsproblemen, in Form von Durchfällen, führen kann.

Futter Knochen

Eine sehr wichtige Bedeutung für die Entwicklung und Gesunderhaltung des Hundes hat die Verfütterung geeigneter Knochen. Knochen bestehen überwiegend aus Calcium (Kalk) und Phosphor. Diese Substanzen haben während des ganzen Lebens eines Hundes entscheidenden und vielfältigen Einfluß. Sie wirken in starkem Maße am Stoffwechselgeschehen und damit auf das Gesundheitsbild des Hundes ein.

Kalbsknochen sind bekanntermaßen die geeignetsten Knochen. Ihre Bezugsmöglichkeit ist aber durchaus nicht überall möglich. Häufig wird Verstopfung mit ihren unangenehmen bis schwerwiegenden Folgen nicht zu Unrecht befürchtet. Dies entsteht oft deswegen, weil lange Zeit gar keine und dann zu viele Knochen gefüttert werden und zudem die für die Zersetzung der Knochen im Magen befindliche Säure in zu geringer Menge vorhanden ist, weil wiederum zuwenig Blut im Futter vorhanden ist. Somit können die Knochen nicht genügend verdaut und die in ihnen enthaltenen Inhaltsstoffe nicht ausreichend aufgeschlossen werden.

Das im Futterknochen enthaltene Calcium hat eine herausragende Bedeutung. Für den wachsenden Hund ist es in der Zeit des Skelettaufbaues das notwendige Baumaterial. Zur Verhinderung von Rachitis (Knochenweiche) werden deshalb heute dem wachsenden Hund entsprechende Gaben an Vitamin D verabreicht. Die erhoffte Wirkung bleibt aber nicht nur aus, sie kehrt sich sogar in das Gegenteil um, wenn nicht parallel zum Vitamin D auch ausreichend Calcium gereicht wird. Skeletterkrankungen dieser Art (Osteodystrophie) sind bei weitem häufiger als die ursprünglich befürchtete Rachitis.

Calcium und Phosphor werden aber auch nach der Wachstumsphase dringend für den Erhaltungsstoffwechsel gebraucht. Fehlen beide Stoffe in der Nahrung, so werden sie durch das Stoffwechselgeschehen dem Skelett entzogen. Bei anhaltendem Mangel im Futter kommt es dann zwangsläufig zu Schäden.

Mangelzustände sind oft zuerst am Fell des Hundes erkennbar. Dies trifft auch für den Calcium/Phosphormangel zu.

Mit Haut und Haaren

Nicht nur das Skelett hat für die Stoffwechselvorgänge des Hundes Speicherfunktionen, sondern auch seine Haut mit den Anhangsgebilden, den Haaren.

Die Haut mit den Haaren ist neben anderen Funktionen auch als Speicher von Flüssigkeiten, Elektrolyten, Fetten, Vitaminen und deren Vorstufen zu verstehen. Betrachtet man diesen Sachverhalt an einem Beutetier, so wird einsichtig, daß dem Beutefresser wesentliche Nahrungsbestandteile vorenthalten werden, wenn er auf deren Verzehr verzichten muß. Auf Dauer werden sich entsprechende Mangelerscheinungen einstellen. Ferner wird dem Verzehr von Haut und Haaren, gegebenenfalls auch von Federn, neben der Bedeutung ihrer Inhaltsstoffe, auch eine darmreinigende Wirkung zugeschrieben. Außer einem relativ geringen Bekanntheitsgrad dieser Sachverhalte ergeben sich auch hier Probleme der Beschaffung.

Futter Aufwertung

Die ergänzende Verfütterung von Knochen, Blut, Haut und Haaren ist deshalb dringendst zu empfehlen. Brauchbar sind alle Häute von Beutetieren des Jägers und Schlachttiere, soweit die Tiere für den Verzehr durch den Menschen geeignet sind. Unsere gewandelten Lebensgewohnheiten machen es aber auch hier nur einem begrenztem Personenkreis möglich, diesen artgemäßen Bedarf zu erfüllen. Es ist daher zu überlegen, auf welche Weise entsprechender Ersatz gefunden werden kann.

Wie schon an anderer Stelle ausführlich beschrieben, kann das Zernagen von Knochen, das Zerreißen eines Fleischbrockens, eines Fellstückes oder eines Stückes Blättermagen verhaltensbiologisch nicht ersetzt werden. Fällt auf Grund eingeschränkter Bezugsmöglichkeiten einmal das eine oder andere aus, ohne daß man deshalb gleich einen Triebstau befürchten muß, so sind selbstverständlich die fehlenden Stoffe durch geeignete Ergänzungsfutter zu ersetzen. Beispielsweise kann und muß in Ermangelung ausreichender Futterknochen der sonst entstehende Calcium/Phosphormangel durch Beigabe von Knochenmehl ausgeglichen werden. Das gilt sicherlich in erhöhtem Maße für den wachsenden Hund. Es ist aber ebenso als Erhaltungsdosis für den ausgewachsenen Hund zwingend notwendig. Auf Grund weiterer Stoffwechselzusammenhänge ist zu berücksichtigen, daß das gewählte Präparat ein Verhältnis von 2:1 zwischen Calcium und Phosphor aufweist. Fehlt dem Futter Blut, was meist der Fall sein dürfte, dann steht außer Zweifel, daß zum Ausgleich der fehlenden Blutsalze dem Futter Kochsalz beigegeben werden muß.

Auf Grund der Vielfalt der Möglichkeiten, welche Wirkstoffe der jeweiligen Futterzusammensetzung gerade fehlen können, ist es aber nicht möglich, den jeweils notwendigen Ersatz zu nennen oder diesen gar dosiergerecht aufzuführen.

Mangelzuständen kann man am ehesten dadurch vorbeugen, daß man die Futterzusammenstellung möglichst abwechslungsreich gestaltet und durch die genannten Futterzusatzstoffe aufwertet. Sollte sich ein solches ernsthaftes Bemühen als aussichtslos erweisen, ergibt sich die Notwendigkeit einer Futteraufwertung durch verschiedenen handelsübliche Präparate oder sog. Kombinationspräparate.

Schlachtabfälle entsprechen im allgemeinen nicht den artgemäßen Anforderungen - sie müssen zusätzlich aufgewertet werden.

Fertigfutter

Im Gegensatz zu Schlachtabfällen treten bei der Verfütterung von Fertigfutter im allgemeinen keine Probleme mit der Nährstoffqualität auf, hier liegen die Schwierigkeiten im Bereich der Störung verhaltensbiologischer Vorgänge, wie dies hier bereits beschrieben wurde.

Unsere heutigen Lebensgewohnheiten erzwingen aber auch in der artgemäßen Ernährung des Hundes eine gewisse Kompromißbereitschaft gegenüber dem Fertigfutter. Ganz entgegen seinen artgemäßen Bedürfnissen wird beispielsweise unser Hund auch mit in den Urlaub genommen oder muß aus anderen Gründen einmal von anderen Personen versorgt werden. Bereits in diesen Fällen wird es äußerst schwierig werden den Hund weiterhin artgemäß zu ernähren.

Aus dieser Sicht ist es notwendig, den ansonsten artgemäß ernährten Hund auch auf Fertigfutter umstellen zu können. In Anbetracht prägungsähnlicher Vorgänge im Funktionskreis des Nahrungserwerbes sollte daher der artgemäß ernährte Welpe im Alter von 6 bis 12 Wochen auch mit Fertigfutter vertraut gemacht werden. Auch im späteren Alter sollte Fertigfutter abwechselnd als Beifutter oder sporadisch als Alleinfutter gegeben werden. Somit ist in den oben genannten Fällen eine Futterumstellung problemlos durchführbar, sowohl in Bezug auf die Beschaffung des Futters als auch in Bezug auch die Verträglichkeit und Verdauung des Futters.

Insbesondere Gebrauchshunde sollten jedoch zur Erhaltung ihrer physischen als auch ihrer psychischen Leistungsfähigkeit artgemäß ernährt werden.

Verschiedenes

In der Hundeernährung gibt es eine ganze Reihe tauglicher aber auch untauglicher Tips und Ratschläge. Die nun folgenden Erklärungen sind nicht dazu gedacht diese Tips und Ratschläge nach gut und schlecht zu unterscheiden, sondern es sollen nur weitere Informationen vermittelt werden. Seine Gedanken wird sich jeder selber machen.

Zur Futteraufwertung wird immer wieder die Zufütterung von rohen Eiern empfohlen. Hierbei sollte beachtet werden, daß dabei nur das rohe Eigelb und nicht das Eiweiß (Eiklar) gefüttert wird. Der im rohen Eiklar enthaltene Wirkstoff Avidin verhindert nicht nur die Entfaltung der im Eigelb enthaltenen hochwertigen Nährsubstanzen, sondern stört vor allem die sonstige Nahrungsverwertung. Der Wirkstoff Avidin kann durch Kochen wirkungslos gemacht werden, jedoch werden durch das Kochen auch die Vitamine des Eigelbes in Mitleidenschaft gezogen.

Oft ist bei unseren Hunden eine regelrechte Gier nach Gras, Kot und Aas zu beobachten. Ursächlich hängt dies mit einer Störung des Säure - Basen - Gleichgewichtes im Blut des Hundes zusammen, welches der Hund auf seine Art wieder herstellen will. Es handelt sich also hierbei nicht direkt um eine Unart, sondern vordringlich um eine Mangelerscheinung. Erst wenn abgeklärt ist, daß keine Mangelerscheinung vorliegt, kann hier erzieherisch vorgegangen werden.

Im übrigen sollte jeder Hund dahingehend erzogen sein grundsätzlich nur das zu fressen, was ihm sein Rudelführer erlaubt, egal ob es sich dabei um das Fressen im Futternapf handelt oder um herumliegenden Müll. Die Unterscheidung was dem Hund und was dem Rudelführer gehört ist reine Ausbildungssache. Auch wenn dies oft als nicht so wichtig empfunden wird, sollten wir selber dabei bedenken, daß jeder Hund ein Recht darauf hat, von uns beigebracht zu bekommen, was für ihn gefährlich werden kann.

Hat er erst mal Rattengift gefressen, gibt es für ihn zukünftig keine Möglichkeit mehr zu lernen. Die Schuld an seinem Tod liegt dann ganz allein bei uns selber. Nicht der Hund ist zu uns gekommen, sondern wir haben ihn zu uns in eine für ihn unverständliche Welt geholt und müssen deshalb auch die Verantwortung für sein Leben tragen.

Ganz allgemein ist es empfehlenswert dem Hund regelmäßig anrüchiges Fleisch oder stinkige Knochen zuzufüttern, es sollte jedoch bei dieser Fütterung darauf geachtet werden, daß die Eiablage von Fliegen verhindert wird. Es liegt in der natürlichen Art des Hundes den Bedarf an Aminosäuren und Ammoniak auf diese Weise zu decken. Bei regelmäßiger Fütterung von ungereinigtem Blättermagen wird durch die darin enthaltenen pflanzlichen Substanzen dieses Bedürfnis auf ein normales Maß herabgesetzt. Wichtig ist hierbei jedoch, daß dem Hund der Inhalt des Blättermagens gefüttert wird, der Blättermagen selber, insbesondere im gereinigtem Zustand, hat nur einen äußerst geringen Nährwert.

Unter artgemäßer Fütterung ist auch zu verstehen, daß sämtliches Futter roh gegeben wird. Ist man aus irgendwelchen Gründen davon überzeugt, daß Schlachtabfälle gekocht werden müßten, so ist zu bedenken, daß beim Kochvorgang die Vitamine zerstört bzw. zusammen mit den Mineralstoffen ausgeschwemmt werden und dadurch wieder auf künstliche Art zugeführt werden müssen. Lunge, Gurgel, Schlund haben nur einen sehr geringen Nährwert. Innereien, außer Herz, sind auf Grund ihrer Funktion als Filter oft entsprechend mit Schadstoffen, insbesondere durch die vorherige Fütterung der Nutztiere, belastet und sollten deshalb nur in geringen Mengen gegeben werden. Kopffleisch und Kronfleisch sind im ungeputztem Zustand relativ günstig zu beziehen und haben einen guten Nährwert. Die Größe der Futterbrocken sollte so beschaffen sein, daß der Hund mit dem Zerkleinern entsprechend lang beschäftigt ist. Klein geschnittene Futterbrocken bedeuten zwar eine Nährstoffversorgung, die verhaltensbiologischen Zusammenhänge werden hierbei aber schon wieder behindert.

Bei der Lagerung des Futters ist ferner zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Vitamine nicht nur durch Erhitzen, sondern auch durch Sauerstoff und UV - Strahlen zerstört werden. So ist der im Zwinger über längere Zeit liegende Hasenbalg für die verhaltensbiologischen Zusammenhänge durchaus richtig, die in Haut und Haaren befindlichen Vitamine sind jedoch schon nach kurzer zeit zerstört. Je nach Fütterungsgewohnheit ist also zu unterscheiden, ob der angebotene Beuteersatz nur der Befriedung des Triebbedürfnisses , der reinen Nährstoffversorgung- oder aber beiden dienen soll. Für die Nährstoffversorgung steht eine portionsgerechte und vitaminschonende Aufbewahrung (gefroren) im Vordergrund.

Die Befürchtung, daß sich bei einer derartigen artgerechten Ernährung der Hund bei einem Jäger zu einem Anschneider oder bei uns zu einem blutrünstigen Hund entwickelt, gehört ganz einfach in den Bereich der Ammenmärchen. Da Wölfe lange genug als blutrünstig verschrien waren, wurde zwangsläufig das Zufüttern von Blut oder rohem Fleisch an den Hund damit verbunden, daß sich dieser dann auch zu einer Bestie entwickeln wird.

Auch das Füttern von altem Käse hat noch niemals dazu geführt, daß dadurch die Nase des Hundes verdorben wurde.

Gebrauchshunde

Der Gebrauchshund wird oft nicht nur erhöhten körperlichen, sondern auch erhöhten nervlichen Belastungen ausgesetzt. Im Gegensatz zu den sichtbaren körperlichen Belastungen erkennen wir nervliche Belastungen des Hundes häufig nicht. Sie ergeben sich überwiegend aus den Haltungsbedingungen mit einer Vielfalt artwidriger, optischer, akustischer und geruchlicher Reize und aus dem Nichterfüllenkönnen natürlicher Bedürfnisse. Auch aus dem Gebrauchseinsatz ergeben sich selten nervliche Überbelastungen. Oftmals gehen gerade im ersten Lebensjahr Wachstum und anspruchsvolle Ausbildung nebeneinander her.

Es kommt zu regelrechten Hochstreßperioden mit häufigen und immer wieder auftretenden Erregungszuständen. Bei jedem Erregungszustand laufen durch die chemische Informationsübertragung der Hormone Regelungen von Organfunktionen und Stoffwechselvorgängen ab. Einfach gesagt, daß die Verhaltensweisen des Hundes nicht nur unangreifbare Gemütsregungen sind, sondern auch meßbare chemische Vorgänge, wie bei uns selber auch.

So steht außer Zweifel, daß zur Vermeidung von Mangelerscheinungen entsprechende Vorsorge getroffen werden muß. Es ist relativ unbekannt, daß der Vitamin B Komplex dabei besondere Bedeutung hat.

Man kann davon ausgehen, daß mit dem Vitamin B Komplex eine Verhaltensvorsorge erfüllt werden kann, da es sich hier ganz konkret um Nervenschutz Vitamine handelt, die in handelsüblichen Präparaten nicht in ausreichender Menge vorhanden sind. Bier- und Backhefe enthalten diesen Komplex jedoch in ausreichender Menge. Auch Rotölpräparate können durchaus hilfreich sein, sollten jedoch im Sommer bedachtsam angewendet werden. Durch die Verabreichung von Rotöl (Johanniskrautöl) wird die Lichtaufnahme über die Haut gesteigert, was zu einer allgemeinen Erhöhung der Belastbarkeit der Nerven, sowie zu einer Stimmungsaufhellung führt. Diese gesteigerte Lichtaufnahme kann jedoch auch zu verstärkten Sonnenbränden führen insbesondere auf der Nase des Hundes.



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