FALLBEISPIEL
(Namen wurden geändert)

DAS PROBLEM

1.
Frau Fischer macht sich Sorgen um Pedro, einem kleinen PudelMix, der immer häufiger sein Fressen verweigert. Es ist inzwischen so schlimm geworden, dass er nur frisst, wenn sie ihn mit dem Löffel füttert.

ERSTBESUCH:

2.
Pedro zeigte mir gegenüber große Aggressionen, als ich ihn zum ersten Mal besuchte. Er lag auf dem Bett, neben ihm der volle Futternapf. Pedro knurrte, bellte und fletschte die Zähne. Frau Fischer war sehr hilflos und griff auch nicht ein. Selbst als ich Pedro absolut ignorierte, ließ er nicht nach. Ich bat Frau Fischer, den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Kaum war das geschehen, beruhigte sich Pedro, grummelte noch etwas und entspannte. Pedro hatte zwei Schlafplätze (2 Körbchen) und eine Couch stand ihm auch noch zur Verfügung, Es gab einen Futterplatz in dem Zimmer und einiges an Spielzeug. Man merkte direkt, das Pedro sich so verhält, wie ihm die Stellung zugeordnet wurde. Er war die Nummer eins. Er ist die große Liebe von Frau Fischer und umgekehrt.

THERAPIEPLAN

3.
a) Mit dem Zureden zum Fressen muss direkt aufgehört werden.

b) Gefressen wird nur noch am Futterplatz, das Bett ist tabu.

c) Kuschel- und Streicheleinheiten werden vorerst auf ein Minimum reduziert und hauptsächlich in Verbindung mit dem Fressen aufgenommen.

d) Es gibt ab sofort nur noch 2 x am Tag eine kleine Mahlzeit. Beachtet Pedro das Fressen und sei es nur, dass er daran riecht oder leckt, wird er gelobt. Beachtet er das Fressen nicht, wird er auch nicht beachtet.

e) Beginnt er von sich aus zu fressen, wird gelobt. Diese Belobigung wird aber von Mal zu Mal später angesetzt, wenn er bereits eine größere Menge gefressen hat. Bei Pedro ist die Fressstörung kein Futter verweigern, sondern ein Aufmerksamkeit - forderndes Verhalten. Diese bekommt er ab sofort erst wenn er frisst und nicht mehr wie sonst, wenn er nicht frisst. Der Löffel ist natürlich tabu.

BEGRÜNDUNG:

4)
Ich erklärte Frau Fischer, dass es ganz wichtig ist, dass sie ihr Verhalten konsequent ändert, auch wenn ich verstehen kann, dass es ihr sehr schwer fallen wird. Erst als ich ihr sagte, dass sie Pedro damit hilft, weil es ihm gar nicht gut tut und auch Stress für ihn bedeutet, sie so unter Kontrolle zu halten, schien es ihr leichter zu fallen. Auch die Aussicht, dass diese Maßnahme bereits schnell Wirkung zeigen wird - (aber nur wenn sie konsequent durchhält) gab ihr noch etwas mehr Mut.

ERGEBNIS UND ABSCHLUß

5)
Eine weitere Vorgehensweise war nicht mehr nötig sein, da Pedro sehr schnell begriffen hat und wieder normal fraß. Frau Fischer hat sich genau an unsere Absprachen gehalten. Während der Therapie haben wir häufig telefoniert und so konnte ich unterstüzend einwirken.